Esstisch in Eiche

Meisterstück von Andreas Degner, Auszeichnung als Jahrgangsbester 2019 durch die Handwerkskammer Leipzig

Ein Esstisch ist ein Gegenstand, der jeden Tag benutzt, d.h. optisch und haptisch wahrgenommen wird. Das Ziel und die Kriterien der Gestaltung für ein handwerklich gefertigtes Möbelstück bestehen u.a. darin

Der Kunde hatte für den Tisch schon einige Wünsche geäußert. Daher fiel meine Wahl für das Hauptmaterial auf europäische Eiche massiv, die geräuchert und mit einem Hartöl endbehandelt wird. Sämtliche sichtbaren Beschläge sind aus Messing, welches durch seinen warmen Farbton sehr gut mit Eiche harmoniert und im Laufe der Zeit eine Patina entwickelt.

Die Tischplatte ist das meistbeachtete Bauteil. Sie wird vor allem beim Sitzen am Tisch aus großer Nähe wahrgenommen. Mein gestalterischer Hauptansatz war es daher, die Platte in ihrer Struktur interessant zu machen, und zwar durch eine Verleimung aus unregelmäßigen Trapezen, die sich ineinander verzahnen. Dieses Muster kommt durch den leicht wechselnden Faserverlauf der einzelnen Bretter es je nach Blickrichtung und Lichteinfall immer wieder anders zur Geltung. Vor allem die Spiegel der Eiche blitzen dabei hervor. Da die Tischplatte je nach Auszugszustand insgesamt aus zwei bzw. drei aneinandergesetzten Teilen besteht, muss hier besonders darauf geachtet werden, dass in beiden Zuständen ein durchlaufendes Bild entsteht.

Diese Verleimtechnik setzt sich an den Zargen fort, um die Gestaltung geschlossen zu machen.Die Schubkastenvorderstücke schließen im unausgezogenen Zustand des Tisches mit der Zargenfläche bündig ab, die Fuge ist als Haarfuge ausgebildet und die Holzmaserung läuft durch. Somit wird die Ansicht der kurzen Zargen nicht durch die Schubkästen gestört.

Betrachtet man den Tisch nun in der Perspektive, so gewinnt natürlich die Formgebung des Zargengestells eine wichtige Rolle. Der Kunde wünscht sich eine elegante, leichte Anmutung. Dies soll erreicht werden durch eine leichte (4°) Ausstellung der Beine und Zargen. Das verleiht dem Tisch Dynamik und Standfestigkeit. Die Beine sind im Zargenbereich zylindrisch und verjüngen sich nach unten, wobei der Abschluss zum Fußboden durch massive Messingfüße gebildet wird. Diese Bauart der Beine trägt wesentlich zum leichten Erscheinungsbild bei. Die leicht überstehende Platte wirkt durch die 30° Fase an der Unterseite dünner und somit eher fein und vornehm. Die Rundung der Beine wird durch die Abrundung der Plattenecken weitergeführt.

Die äußeren Maße (Platte, Ausziehmaß, Höhe, Zargenhöhe) und Proportionen waren weitgehend durch die Kundenanforderungen festgelegt, da sie hinsichtlich der Ergonomie mit ihrem alten Tisch zufrieden waren. Als ergonomische Verbesserungen sind hier die runden Beine und Plattenecken zu nennen, da man sich an ihnen nicht verletzen kann. Als weitere Ergonomiemerkmale des Tisches sind zu nennen:

Insgesamt betrachtet soll der Tisch sich nicht optisch aufdrängen, sondern vornehm zurückhalten. Er soll seine Qualitäten erst beim näheren Betrachten und Benutzen offenbaren. Aus diesem Grund entschied ich mich für eine sachliche Formgebung und beschränkte mich auf zwei Hauptmaterialien. Das dritte Material Ahorn für Schubkasten und -führung wählte ich vor allem wegen seiner Feinporigkeit und seines guten Stehvermögens aus (wichtig für die Kulissenführung). Außerdem hat ein helles Schubkasteninneres den Vorteil, darin liegende Utensilien besser zu erkennen.